Was eine „echte“ Innovation ist, darüber lässt sich trefflich streiten. Innovation unter „Erfindung“ zu subsumieren, greift zu kurz, da der zu einer Innovation gehörende (massen-) produktionstechnische Aspekt fehlt. Also: Nicht jede Erfindung reift zu einer Innovation, wenn sie nicht über einen Prototypenstatus hinaus entwickelt wird. Außerdem verstehen wir diesen Begriff oft nur rein technisch und vergessen, dass es auch strukturelle, organisatorische Innovationen gibt. Aber wir alle sind davon überzeugt, dass grundsätzlich der Grad an Innovationen für Volkswirtschaften eine zentrale Bedeutung spielt. Deutschland liegt, betrachtet man den vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) seit 2005 jährlich erarbeiteten Innovationsindikator, auf Platz 9 von 17 untersuchten weltweit führenden Industrienationen (Spitzenreiter sind die USA, gefolgt von der Schweiz und Schweden). Das ist alles andere als ein Top-Platz. Seltsam: Wenn es um Erfindungen (mit Patentanmeldung) geht, belegt in der absoluten Zahl Deutschland den ersten Platz. Und die Hälfte aller europäischen Erfindungen kommt regelmäßig aus unserem Land. Das sieht aber pro Kopf wieder etwas anders aus: Hier führt in Europa nämlich die Schweiz deutlich vor den Niederlanden und Finnland, Platz 4 belegen dann Schweden und Deutschland. Offensichtlich gibt es in Deutschland ein Problem bei der wirtschaftlichen Ausnutzung von Erfindungen, Ideen und potenziellen Innovationen. Der DIW-Indikator hat dies sogar gemessen: Mehr als jede andere Nation sind wir Deutsche nämlich davon überzeugt, dass uns unter dem Strich Innovationen Nachteile bringen. Die Deutschen erweisen sich als risikoscheu. Wie kein anderes untersuchtes Land belegt unser Land beim Teilindikator „Einstellung zum unternehmerischen Risiko“ ebenfalls den letzten Platz. Die Angst des Scheiterns scheint uns eingeimpft zu sein. Solange wir diese intellektuelle Barriere (neben der zögerlichen Finanzierung der wirtschaftlichen Umsetzung von Erfindungen durch Banken) nicht überwinden, können wir lange das Fax erfinden, wirtschaftlich nutzen werden es andere. Doch vielleicht hilft ja das Schwerpunktthema in diesem Heft, die Innovationsbereitschaft etwas zu fördern. Dr. Joachim Bengelsdorf P.S.: Im nächsten Jahr feiert der Dähne Verlag seinen 40. Geburtstag. Wir feiern dieses Jubiläum unter dem Dreiklang „vielseitig, international und kompetent“. Lassen Sie sich überraschen, welche Aktionen der Verlag geplant hat. Wir informieren Sie rechtzeitig.
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