1999, Nr. 11, S. 48 Fach-Handel Ladenöffnungszeiten Konzentrationsschub in den Tod Der Hartwarenhandel sieht durch die Liberalisierung der Öffnungszeiten den Fachhandel in seiner Existenz bedroht Den Tod Tausender von Fachhändlern befürchtet der Zentralverband Hartwarenhandel (ZHH). Man sei, so Hauptgeschäftsführer Gerd Scharping, entsetzt über die Diskussion in der Öffentlichkeit und über die einseitige Berichterstattung zum Thema Ladenschluss: Fast jeder meint, von diesem Thema genug zu verstehen, um seine Meinung in die Öffentlichkeit zu bringen. Und Meinungen Prominenter werden gerne aufgegriffen." Dabei werde nicht gefragt, ob der Meinungsmacher auch wirklich etwas von den Zusammenhängen verstehe. ZHH-Hauptgeschäftsführer Gerd Scharping: Jeder meint, mitreden zu können." Für Verbandspräsident Dr. Paul Kellerwessel steht fest, dass in der Diskussion um die Liberalisierung des Ladenschlussgesetzes die angeblichen Kundenwünsche weitgehend vorgeschobene Gründe seien: In Wirklichkeit geht es bei stagnierenden Einzelhandelsumsätzen um einen knallharten Verdrängungswettbewerb zwischen Betrieben an attraktiven Standorten und Betrieben an weniger attraktiven Standorten!" Letztere leisteten die Nahversorgung, die gesellschaftspolitisch und ökologisch wünschenswert sei und einen wichtigen Gesichtspunkt von Lebensqualität darstelle. Bei dem veröffentlichten Meinungsbild verwundere es nicht, dass der Verbraucher strukturverändernde Auswirkungen nicht erkenne. Denn dieser geht davon aus, dass es für ihn nur Vorteile bringt und in der Händlerschaft jeder selbst entscheiden kann, ob es sein Geschäft öffnet oder nicht. Der Fachhandel würde ja sofort und gerne die Ladenöffnungszeiten verlängern, wenn er nur eine berechtigte Chance hätte, sich besser zu entwickeln oder wenigstens zu überleben", stellt Scharping fest. Doch tatsächlich werde der Fachhandel eher der große Verlierer in diesem Spiel sein. ZHH-Präsident Paul Kellerwessel: Der stabilisierende Faktor des Mittelstandes fehlt" Dabei sei die weitere Liberalisierung des Ladenschlusses vornehmlich ein Convenience-Programm für Yuppies. Tatsächlich seien 85 Prozent aller Verbraucher mit den jetzigen Zeiten einverstanden. Die restlichen 15 Prozent bestünden in erster Linie aus jüngeren, besserverdienenden Verbrauchern mit höherer Schulbildung. Bei der Ladenschlussproblematik gebe es eine zentrale Wechselwirkung: Mit der Erweiterung der zeitlichen Wahlmöglichkeit…